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Wenn Kinder beißen

Immer wieder erleben Eltern, dass Kinder von einem Spielkameraden gebissen werden. Entsetzen und Empörung sind dann verständliche Reaktionen, während die Eltern des kleinen Übeltäters meist mit Ratlosigkeit und Scham reagieren. „Warum beißt mein Kind und was kann ich dagegen tun?“, fragen sie sich.

 

Nur eine Phase? Weitere Ursachen

Autorin: B. Schniebel 

Immer wieder erleben Eltern, dass Kinder von einem Spielkameraden gebissen werden. Entsetzen und Empörung sind dann verständliche Reaktionen, während die Eltern des kleinen Übeltäters meist mit Ratlosigkeit und Scham reagieren. „Warum beißt mein Kind und was kann ich dagegen tun?“, fragen sie sich. 

Nur eine Phase?

Zunächst einmal sollten Sie wissen, dass es durchaus normal ist, dass Kinder im zweiten Lebensjahr beißen oder sich aggressiv verhalten.

Versetzen Sie sich einmal in die Lage Ihres Kindes:

Die ganze Welt ist größer als Sie, aber Sie wollen Ihre vollständige Unabhängigkeit. Sie können praktisch nicht sprechen und glauben, dass andere Ihre Gedanken lesen können. Und jetzt hat gerade jemand Ihnen Ihr Spielzeug weggenommen, von dem Sie sicher sind, dass es rechtmäßig Ihnen gehört….

Das Ausdrücken von Gefühlen fällt Kindern in diesem Alter schwer, weil sie sich verbal noch nicht ausreichend verständlich machen können. Sie beißen und hauen, um sich auszudrücken, um Unabhängigkeit zu erlangen oder um ihrer Frustration Luft zu machen.

Gerade Kinder, die beim Sprechen in der Entwicklung etwas langsamer sind, neigen zu aggressiven Reaktionen, die sich bald legen, sobald sie sprechen gelernt haben.

Manchmal geht es auch darum, sich zu verteidigen, z.B. wenn ein anderes Kind das Spielzeug weggenommen oder an den Haaren gezogen oder geschubst hat. Nicht aggressiv zu reagieren verlangt Selbstkontrolle- die hat ein Kind im zweiten Lebensjahr noch nicht erlangt.

 

Experimente mit Ursache und Wirkung 

Einjährige und auch Zweijährige erforschen Ihre Welt mit dem Mund. Sie lernen, indem Sie Dinge in den Mund nehmen der Arm ihres Freundes macht da leider keine Ausnahme.

Und haben Sie sich auch schon einmal gefragt, warum Kinderspielzeug für diese Altersstufe immer mit Geräuschen oder blinkenden Lichtern verbunden ist? Es liegt daran, dass Kinder im zweiten Lebensjahr „Ursache und Wirkung“ zu verstehen lernen. Sie erkennen, dass eine Handlung auch eine Folge hat. Wenn Ihr Kind also einen Spielkameraden beißt, dann kann es daran liegen, dass es einfach einmal herausfinden wollte was in diesem Fall passiert.

 

Sich Platz verschaffen

Kleine Kinder haben noch kein gutes räumliches Gespür. Manchmal finden sie sich in einer Situation wieder, in der Sie sich von anderen Kindern beengt fühlen. Spielzeuge und Aufmerksamkeit müssen plötzlich mit mehreren Kindern geteilt werden. Sie kratzen, hauen oder beißen, um sich Raum zu schaffen.

Manchmal sind Kinder auch einfach nur müde, hungrig oder frustriert oder von der Umgebung (Kindergruppe) überreizt. Dann beißen, schlagen oder kratzen sie, weil sie noch nicht gelernt haben, sich in solchen Momenten zurückzuziehen.

 

Weitere Ursachen für das Beißen 

Wenn keine pädagogischen Maßnahmen gegen das Beißen helfen, müssen andere Ursachen in Betracht gezogen werden. Manche Kinder müssen Medikamente (z.B. gegen Allergien) einnehmen, die sie verwirren und mit dem Beißen in Zusammenhang stehen können.

Veränderte Lebensumstände wie Umzug, ein neues Geschwisterkind, Konflikte in der Familie... können Ursache für Aggressionen sein.

 

Wie reagieren Sie richtig?

Auch wenn Ihr Ein– oder Zweijähriges Kind einige Gründe haben könnte, sich aggressiv zu Verhalten, ist es Ihre Aufgabe, ihm auf sanfte Weise beizubringen, dieses Verhalten zu ändern. 

        Schenken sie zuerst dem traktierenden Kind Ihre Aufmerksamkeit und beachten Sie es mehr als den kleinen Beißer. Auf diese Weise lernt Ihr Kind, dass es durch Beißen nicht im Rampenlicht steht. Trösten Sie das gebissene Kind, versorgen Sie seinen Biss.

         Sagen Sie Nein!

Ein Vorfall mit Schlägen oder Bissen bedarf einer Reaktion. Nehmen Sie Ihr Kind zur Seite, geben Sie ihm einen Moment Zeit, sich zu beruhigen und sprechen Sie dann auf Augenhöhe mit ihm. Benutzen Sie nur wenige klare Worte und eine feste Stimme. „Nein, wir hauen/beißen nicht. Hauen/beißen tut anderen Leuten weh!“ Zeigen Sie Ihrem Kind, wie es seine Gefühle umleiten kann. Geben Sie ihm etwas, wo es hineinbeißen kann (z.B. Beißring, Waschlappen).

Zeigen Sie ihm ein Kissen, in das es schlagen kann oder wie man mit dem Fuß aufstampft. Wenn es schon älter ist, fordern Sie es auf, seinen Ärger mit Worten auszudrücken (es kann z.B. sagen: „Nein, ich will nicht“ oder Sie um Hilfe bitten)

         Beißen Sie nicht zurück!

Es ist erstens uneffektiv und zweitens beweist es Ihrem Kind, dass dieses Verhalten deutliche Aufmerksamkeit zur Folge hat.

         Lassen Sie Ihr Kind nicht profitieren

Wenn Ihr Kind durch den Biss erreicht hat, dass es das gewünschte Spielzeug in den Händen hält, lassen Sie es dieses nicht behalten. Geben Sie es dem gebissenen Kind zurück.

         Beschatten Sie Ihren kleinen Beißer

Natürlich wollen Sie nicht die ganze Zeit neben Ihrem Kind stehen und aufpassen, aber bleiben Sie in seiner unmittelbaren Nähe und seien Sie vorausschauend, genug um den nächsten Biss zu verhindern. Entfernen Sie außerdem Spielzeug, das häufig für Konflikte sorgt.

         Geben Sie Ihrem Kind eine Ablenkung

Bieten Sie Ihrem Kind eine Alternative zu einem konfliktträchtigen Spielzeug oder einer Streitsituation. Reichen Sie ihm ein anderes interessantes Spielzeug, so lernt es, sich auch selbst Alternativen zu suchen.

         Geben Sie Ihrem Kind Platz

Sperren Sie ein paar Kleinkinder in einen Raum und Sie können erleben, dass sie sich wie kleine Haie verhalten. Also schaffen Sie Platz, gehen Sie raus (Garten/Spielplatz) und lassen Sie die Kinder auf Abstand zueinander gehen.

         Lernen, sich richtig zu verhalten

Loben Sie bei Ihrem Kind gutes Verhalten (z.B. teilen, abwechseln)

 

 

Verurteilen Sie ein beißendes Kind nicht, es meint es eigentlich nicht böse. Sie müssen ihm nur Wege aufzeigen, es besser zu machen – etwas, womit auch genügend Erwachsene noch zu kämpfen haben.

 

 

 

Den Biss eines Kindes behandeln

 

         Waschen Sie den Biss aus und kühlen Sie Ihn mit einer kalten Kompresse. Stillen Sie evtl. Blutungen.

         Wenn der Biss durch die Haut hindurchgeht, kontaktieren Sie so bald wie möglich Ihren Kinder- oder Hausarzt. Menschenbisse können sehr ernsthafte Infektionen zur Folge haben, dieses Risiko wird leider oft unterschätzt.

         Wenn eine Bisswunde anschwillt, sich stark rötet oder Ihr Kind Fieber entwickelt, suchen Sie umgehend Ihren Kinder- oder Hausarzt auf.

 

(Zusammengefasst von Alex Fischer, April 2020)


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