Sprachbildung und Sprachbegleitung in der Krippe
In der Regel lernt jedes Kind seine Sprache beiläufig und aus eigener Kraft. Dazu braucht es sein Gehirn und eine soziale Umwelt in der gesprochen wird.
Das Kind ist von Anfang an kommunikativ, damit seine Bedürfnisse
(Pflege, Zuwendung, Nähe) wahrgenommen und befriedigt werden.
Spracherwerb beginnt im Rahmen der Interaktion mit der Bezugsperson. Im Dialog mit ihr wirken Blickkontakt, Berührung und gesprochene Sprache. Es erlebt Aufmerksamkeit und eine geteilte Erfahrung, die durch etwas „Drittes“, wie ein Ereignis, Gegenstand, eine Handlung oder ein Spiel entsteht. Es bildet sich ein umfangreicher, passiver Wortschatz, ehe das Kind seine Erkenntnisse mit Sprache ausdrückt. Die Grundstruktur seiner Sprache hat es bereits verinnerlicht, bevor es sein erstes Wort spricht.
Einen ersten großer Schritt in der Sprachentwicklung macht das Kind um den 7. Monat. Es beginnt zu plappern. Das Erlernen und Sprechen der ersten Wörter findet um den 12. Lebensmonat statt.
Dann kann das Kind ein Wort (vertraute Lautfolge) erkennen, später auch seine Bedeutung verstehen und im nächsten Schritt spricht es dann das Wort. Um den 18. Lebensmonat nimmt der Wortschatz beträchtlich zu. In der zweiten Hälfte des 2. Lebensjahres beginnt das Kind damit, Wörter zu Sätzen zusammenzufügen. Durch Zwei-Wort-Sätze kann es Sachverhalte und Vorkommnisse sprachlich ausdrücken. Im individuellen Tempo entwickeln sich daraus dann auch Drei-Wort-Sätze. Ungefähr mit 2,5 Jahren werden erstmals Vier-Wort-Sätze gebildet. Manche Kinder fangen sehr früh an zu sprechen, andere beginnen recht spät, da sie zum Beispiel im motorischen Bereich eine schnelle Entwicklung (Laufen lernen) gemacht haben.
Sprachbildung und -begleitung ist die Unterstützung des Spracherwerbs und findet in unserem gesamten Krippenalltag statt. Es bedarf deshalb kein gesondertes Programm.
Die Kinder benötigen einen strukturierten Alltag, den die Erzieherinnen kontinuierlich während der Alltagshandlungen (z.B.Begrüßung,Pflegesituationen, Mahlzeiten) sprachlich begleiten. Das findet im Dialog mit dem Einzelnen und auch mit der Gruppe statt.
Sehr hilfreich sind hier auch Rituale, die mit wiederkehrenden Sprüchen, Redewendungen oder Singversen (z.B. „Unsere Spielzeit ist zu Ende“, Anwesenheitsliste, Begrüßungslied) verbunden sind.
Sprachliche Anregung finden die Kinder außerdem in Liedern, Sing- und Fingerspielen, Bilderbüchern, Angeboten und kleinen Projekten.
Ganz spielerisch üben sie ihre Mundmotorik, erweitern sie ihren Wortschatz und lernen sprachliche Anweisungen umzusetzen. Wichtig sind auch hier Wiederholungen, denn das übt und festigt die erworbene Kompetenz.
Auch im Kontakt mit anderen Kindern wird Sprache eingesetzt. Dabei ist eine wichtige pädagogische Aufgabe, die sprachliche (mögliche) Kommunikation untereinander zu unterstützen.
Außer der sprachlichen Anregung ist ein wesentlicher Faktor in der Sprachbildung auch das Sprachvorbild der Bezugsperson oder pädagogischen Fachkraft, weshalb ein angemessener Sprachgebrauch besonders wichtig ist:
– Blickkontakt
– klare, deutliche Sprache
– Abstimmung von Wort- und Körpersprache
– Förderung der Erzählfreude (korrektive Rückmeldung, Impuls durch z.B. Nachfragen geben, Interesse und wertschätzende Haltung zeigen)
(Zusammengefasst von Christine Limonciello, Mai 2020)
Quelle:
– Fachtext: „Sprachbegleitung und -förderung in den ersten drei Lebensjahren“, Hannelore Kleemiß
„Entwicklungspsychologische Grundlagen“, Hartmut Kasten