Kinder auf dem Weg in die Windelfreiheit begleiten
Die Selbstwahrnehmung und Bereitschaft des Kindes bilden die zentrale Voraussetzung beim Sauberwerden. Es ist wie mit dem Laufen- und Sprechenlernen. Das Kind bestimmt das Tempo. Ganz wichtig ist, dass das Trocken werden ohne Druck und Erwartungshaltung seitens der Eltern abläuft. Das Kind zeigt mit seiner Eigeninitiative, wann es bereit dazu ist und gibt bestimmte Signale, auf die wir Erwachsene achten können:
- Es zeigt Interesse an Toilette oder Töpfchen
- Es zieht sich zurück, wenn es in die Windel macht
- Es will sich nicht mehr wickeln lassen
- Es gibt Bescheid, wen es etwas in die Windel gemacht hat
Die Kinder werden in der Regel ganz von alleine sauber und trocken, sobald die für die Blasen- und Darmkontrolle nötigen neurophysiologischen und anatomischen Funktionen und Strukturen ausgereift sind.
Die Darmentleerung wird meist schon früher erfolgreich beherrscht, als die Kontrolle der Blase. Das hat zwei Gründe:
– Empfindungen im Darmbereich (z.B. Druckgefühl am Enddarm) sind deutlich früher wahrzunehmen.
– Das Kind misst seinem Stuhl einen höheren Stellenwert bei als seinem “Pipi“
Das Entwicklungstempo von Kindern ist im Hinblick auf die Blasenentleerung sehr unterschiedlich. Es dauert meist bis zum Beginn des dritten Lebensjahres, bis die Ausdifferenzierung der betroffenen Nervenbahnen soweit ist, das allmähliche Füllen der Blase wahrzunehmen.
Die Sauberkeitsentwicklung gilt als abgeschlossen, wenn ein Kind in der Lage ist, den sich angekündigten Stuhl- bzw. Harndrang wahrzunehmen und so lange zurückzuhalten, bis es die Toilette erreicht hat, wenn es weiß, wie man eine Toilette benutzt und auch nachts aus dem Schlaf erwacht, wenn es zur Toilette muss.
Der schweizer Kinderarzt Remo Largo hat (2007) dazu gesagt:
“Das Alter, in dem Kinder trocken und sauber werden, wird durch die individuelle Reifung bestimmt. Ein früher Beginn und eine hohe Itensität der Sauberkeitserziehung beschleunigen die Entwicklung der Blasen- und Darmkontrolle nicht.“
Eltern und Erzieher sollten also in diesem Lernprozess genau hinsehen, beobachten und die Kinder in dieser Zeit liebevoll, geduldig und wertschätzend begleiten. Eltern können die Kinder folgendermaßen unterstützen :
– Vorbilder zum Nachahmen sein (Mama, Papa, Geschwister), „Klogänge“ beobachten lassen
– praktische Unterstützung anbieten (Töpfchen, Toillettensitzverkleinerung...)
– Signalisieren von Zutrauen
– Themenbezogene Bilderbücher, „Töpfchen“- Spiel mit der Puppe (spielerischer Umgang) anbieten
(Zusammengefasst von Christine Limonciello, März 2020)
Quellen: Entwicklungspsychologische Grundlagen und frühpädagogische
Folgerungen 0-3 Jahre, Cornelsen Verlag
Kindergarten heute 6-7/2011, Herder Verlag