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Fachartikel Nachtschreck Arche Noah

 

 

Ein Nachtschreck (Nachtterror) ist eine Form von Schlafstörung bei Kleinkindern und Kindern im Vorschulalter. Der Nachtschreck tritt vor allem in den ersten ein bis vier Stunden nach dem Einschlafen auf, also im ersten Drittel der Nacht. Eine plötzlich auftretende Angst lässt Ihr Kind aus dem Tiefschlaf aufschrecken: Es wacht schreiend auf, allerdings nur unvollständig - weder schläft es, noch ist es richtig wach. Es setzt es sich auf, in seinem Gesicht zeichnet sich große Angst oder auch Wut ab. Die Augen sind weit geöffnet, der Puls rast und das Herz klopft heftig. Das Kind atmet schnell und schwitzt stark. Da es nicht komplett wach ist, wirkt es verwirrt. Eventuell spricht es unverständlich. Außerdem erkennt es Sie nicht und lässt sich nicht beruhigen – im Gegenteil, wenn Sie es streicheln oder in den Arm nehmen, kann das Kind um sich schlagen. Es lässt sich in diesem Zustand nur ganz schwer wecken. Nach fünf bis zehn Minuten ist der Spuk vorbei: Ihr Kind erwacht von selbst, Puls und Atmung sind schlagartig wieder normal. Danach schläft es schnell wieder ein. Am nächsten Tag wacht Ihr Kind trotz dem Nachtschreck erholt auf und kann sich nicht an den Vorfall erinnern.

 

Wie häufig ist der Nachtschreck?

Ungefähr ein Drittel der Kleinkinder und Vorschulkinder zwischen zwei und sieben Jahren erleben den Nachtschreck. Am häufigsten sind 3- bis 5-Jährige betroffen. Mädchen und Jungen sind gleich oft betroffen.

Der Schlaf der meisten betroffenen Kinder wird nur sporadisch, also ein oder wenige Male, vom Nachtschreck gestört. Nur in wenigen Fällen ist jede Nacht davon unterbrochen.

 

Ursachen

Das Gehirn von Klein- und Vorschulkindern ist noch unreif, und die komplizierte Architektur des Schlafes muss sich erst noch ausbilden. So wechseln sich im Laufe einer Nacht verschiedene Schlafphasen unterschiedlicher Tiefe und Aktivität regelmäßig miteinander ab:

REM-Schlafphase: Leichter Schlaf

Non-REM-Schlafphasen: Tiefschlaf

Zwischendurch kann der Betreffende kurz erwachen – so kurz, dass er sich am nächsten Tag gar nicht daran erinnert.

Im Schnitt fünfmal pro Nacht findet so ein zyklischer Wechsel zwischen den verschiedenen Schlafstadien und dem kurzen Aufwachen statt. Dieses Schlafmuster und die Länge der Schlafzyklen entwickeln sich altersabhängig: Ein Schlafzyklus beim Säugling dauert 30 bis 70 Minuten und verlängert sich bis zum Erwachsenenleben auf 90 bis 120 Minuten.

Der Wechsel zwischen den Schlafphasen klappt bei manchen kleinen Kindern nicht immer reibungslos. Eine Art Übererregung des sich noch entwickelnden Gehirns kann dann einen Nachtschreck aus der Tiefschlafphase heraus auslösen.

Die Nachtangst bei Kindern ist also ein Entwicklungsphänomen des zentralen Nervensystems und hängt nicht mit einer psychischen Störung oder anderen Krankheit zusammen. Dies trifft übrigens auch auf das Schlafwandeln zu. Beides - Nachtschreck und Schlafwandeln bei Kindern - ist nicht gefährlich und nicht schädlich. Sobald das Nervensystem ausreift, verlieren sich diese Formen von Schlafstörung.

Nachtschreck liegt in der Familie

Nachtschreck und Schlafwandeln hängen oft zusammen. An beiden Schlafstörungen sind genetische Faktoren beteiligt. Erlebt Ihr Kind solche nächtlichen Episoden, findet sich meist mindestens ein Verwandter, der in seiner Kindheit ebenfalls Nachtschreck oder Schlafwandeln durchlebt hat. Oft waren die Eltern oder Großeltern betroffen.

 

Auslöser

Manche Faktoren begünstigen den Nachtschreck bei Kindern:

  • Übermüdung, Schlafmangel
  • emotionaler Stress
  • fieberhafte Erkrankungen
  • Medikamente
  • ein ereignisreicher Tag, viele Eindrücke
  • Übernachten in einer fremden Umgebung

 

Das können Sie selbst tun

Versuche, ein Kind aus dem Nachtschreck aufzuwecken oder es zu trösten, sind leider vergeblich. Sie könnten sogar das Kind noch mehr aufregen. Doch was hilft dann bei Nachtschreck?

 

So reagieren Sie richtig

Am besten versuchen Sie es mit folgenden Tipps, wenn Ihr Kind einen Nachtschreck erlebt:

  • abwarten und das Kind nicht wecken, nicht streicheln oder in den Arm nehmen – auch wenn es schwerfällt
  • leise und beruhigend sprechen und Ihrem Kind so versichern, dass Sie da sind und es in Sicherheit ist
  • Schlafumgebung sichern, um das Kind vor Verletzungen zu schützen

Nach fünf bis zehn Minuten beruhigt sich Ihr Kind schlagartig und schläft von selbst schnell wieder ein.

 

Nachtschreck vorbeugen

Um dem Nachtschreck vorzubeugen, sollten Sie bei Ihrem Kind in erster Linie auf eine gute Schlafhygiene achten. Sie umfasst:

  • regelmäßige, an die Bedürfnisse des Kindes angepasste Bettgehzeiten
  • bei kleineren Kindern geregelter Tagschlaf
  • reizarme Umgebung vor dem Zubettgehen (z.B. kein Fernsehen oder keine Nutzung von Bildschirmen wie Handys oder Tablets etwa eine Stunde vorher)
  • keine aufregenden oder anstrengenden Aktivitäten vor dem Einschlafen
  • ruhige, abgedunkelte, angenehm temperierte Schlafumgebung
  • bequemer Schlafplatz, der nicht mit anderen Tätigkeiten assoziiert ist wie Spielen, Fernsehen, Hausaufgaben oder Bestrafung
  • regelmäßiges Einschlafritual, z.B. eine Gute-Nacht-Geschichte
  • wenn gewünscht, schwaches Nachtlicht anlassen

Neben diesen Maßnahmen können zusätzliche folgende Tipps dem Nachtschreck vorbeugen:

  • Übermüdung vermeiden
  • nächtlichen Schlafmangel über den Tagschlaf (z.B. Mittagsschlaf) ausgleichen
  • Stress reduzieren, z.B. weniger Termine pro Woche oder Tag einplanen
  • viel Bewegung an der frischen Luft
  • regelmäßiger Tagesrhythmus

 

Wann müssen Sie zum Arzt?

Der Nachtschreck hängt mit der Entwicklung des Nervensystems zusammen und verschwindet normalerweise mit der Zeit von selbst. In folgenden Fällen sollten Sie allerdings einen Arzt aufsuchen:

  • Der Nachtschreck tritt häufig auf.
  • Erste Episoden treten erst bei älteren Kindern (z.B. bei 12-Jährigen)
  • Der Nachtschreck bleibt über das sechste Lebensjahr hinaus bestehen.
  • Der Nachtschreck tritt nach längerer Pause erneut auf.
  • Der Nachtterror tritt nach traumatischen Erlebnissen auf.
  • Der Betreffende hat eine diagnostizierte psychische Erkrankung.
  • Es besteht beim Betreffenden der Verdacht auf Epilepsie.

 

Quelle: https://www.netdoktor.de/symptome/nachtschreck/

                                              

                                               (Zusammengefasst von Anna Seip, April 2020)


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